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"Digitalisierung in greifbaren Nutzen transformieren"

In einem Interview mit dem SPS-MAGAZIN erklärt Andreas Baumüller, Geschäftsführender Gesellschafter der Baumüller Gruppe, welche Veränderungen Industrie 4.0 und die Digitalisierung mit sich bringen und warum die klassische Hardware nicht vernachlässigt werden darf.

Herr Baumüller, alles spricht heute von Industrie 4.0 und Co. Wie stark prägt der dahinter stehende technologische Wandel bereits Ihr Unternehmen und dessen Angebot?

Andreas Baumüller: Schon der Weg vom Komponenten- zum Systemanbieter hat unser Portfolio seit den 1990er Jahren fortlaufend verändert. Längst wird vom Kunden erwartet, dass unsere Motoren, Umrichter und Steuerungen aufeinander abgestimmt in der Anwendung zusammenspielen. Der Ansatz von Industrie 4.0 geht jetzt noch mal einen Schritt dahingehend weiter, dem Nutzer eine intelligentere und nutzbringendere Wertschöpfung zu erlauben. Dieser Trend betrifft aber nicht mehr nur die Technik, sondern wird sich auch deutlich auf der Serviceseite und hinsichtlich der Geschäftsmodelle niederschlagen - als ebenfalls ständiger Wandel, dem wir uns als Automatisierer stellen müssen.andreas baumuellerAndreas Baumüller, Geschäftsführender Gesellschafter Baumüller Gruppe

Ist das komplettes Neuland, das hier beschritten wird?

Baumüller: Nicht nur. Einige Elemente kennen wir seit vielen Jahren von großen Anlagen - z.B. die Verfügbarkeit betreffend. Hier liegen neben den verbauten Komponenten und deren Funktionen vor allem smarte Wartungs- und Servicekonzepte im Fokus, die die Anlagen effizient und hochverfügbar am Laufen halten. Wir bei Baumüller haben in Sachen Mehrwert durch Digitalisierung bereits einiges an Erfahrung gesammelt. Schließlich setzen wir als produzierendes Unternehmen auch in unseren Werken selbst auf diese Werkzeuge zur Effizienzsteigerung. Wir sind also praktisch Hersteller und Anwender in einem und können so großen Kundennutzen generieren. Die Herausforderung für die Zukunft ist es, diese digitalen Werkzeuge im gesamten Life Cycle Management einzusetzen.

Baumüller hat mit Baudis IoT oder Ubiquity bereits Softwareprodukte für die Vernetzung von Maschinen, Anlagen und Prozessen im Programm. Bilden diese in Zukunft die ausschließliche Grundlage für Alleinstellungsmerkmale, oder lassen sich USPs auch nach wie vor auf Hardwareseite generieren?

Baumüller: Sicherlich generieren die genannten Produkte für unsere Kunden Lösungen mit Alleinstellungsmerkmalen. Dennoch bildet die Funktionalität die Basis der Anwendung und ist somit die Daseinsberechtigung für uns als Antriebs- und Automatisierungsanbieter. Bei allen Möglichkeiten durch die Digitalisierung bleibt für den Anwender immer der konkrete Nutzen im Vordergrund, das gilt bei Retrofit-Projekten genauso wie im Greenfield-Bereich.

Die Frage nach Software und Hardware ist also kein entweder oder, sondern ein sowohl als auch.

Baumüller: Mit Sicherheit. Der Software-Anteil von Lösungen für den Maschinenbau ist zwar in den letzten Jahren stetig gestiegen und wird es auch weiterhin tun. Für uns als Lösungsanbieter in der Automatisierungs- und Antriebstechnik sind sowohl Software als auch Hardware seit vielen Jahren Kernkompetenzen, die wir stetig weiterentwickeln. Ohne unser Applikations- und Automatisierungs-Know-how könnten wir aus den Fortschritten der Digitalisierung keinen Nutzen generieren. Insofern darf man die Digitalisierung nicht um ihrer selbst treiben, sondern muss stets den Nutzen fokussieren.

An dieser Stelle kommt auch das Thema Big Data ins Spiel.

Baumüller: Es geht ja weniger um Big Data als vielmehr um Smart Data. Nur durch großes Applikations-Know-how und lange Erfahrung lassen sich erfasste Daten in nützliche Informationen wandeln - darin liegt die große Kunst, mit der man wirklich die Verfügbarkeit, Effizienz oder Laufzeit einer Maschine sinnvoll optimieren kann.

Welche Herausforderungen sind als nächstes für Baumüller zu stemmen? Wo geht die Reise Ihres Unternehmens hin?

Baumüller: Neben Produktentwicklung und Digitalisierung liegt ein weiterer Schwerpunkt darauf, unsere Märkte weiter auszubauen. Dabei müssen wir uns auf die spezifischen Anforderungen der jeweiligen Märkte und Kunden einstellen und unser Produkt-, Lösungs- und Dienstleistungsangebot kontinuierlich darauf abstimmen. Im Blick haben wir dabei mit unserem Portfolio die Realisierung von Anwendungen für die Antriebs- und Automatisierungstechnik sowie digitale Lösungen sowohl bei Neu- als auch bei Bestandsmaschinen und Anlagen. Dies gelingt uns mit unserem intelligenten und wirtschaftlichen Produkt- und Lösungsportfolio, das wir stetig weiterentwickeln. Es besteht bei Baumüller heute und in Zukunft aus Hard- und Software sowie dem passenden Dienstleistungsangebot.